Sommer­palais

Aus der Entstehungszeit des Sommerpalais sind nur wenige Quellen erhalten. Sicher ist, dass die noch erhaltene bauplastische Ausstattung aus den späten siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts stammt. In einer Gedenktafel zur Greizer Geschichte heißt es nämlich am 1. Juni 1779: »Der regierende Fürst Heinrich XI. läßt das Sommerpalais ausbauen und mit Stuckarbeiten, Tapeten etc. schmücken.«

Heinrich XI. Reuß älterer Linie nahm vermutlich seinen gesellschaftlichen Aufstieg – er wurde 1778 von Kaiser Joseph II. in den Reichsfürstenstand erhoben – zum Anlass, den Innenausbau des bereits existierenden Schlosses zu verändern und so den angemessenen äußeren Rahmen zu schaffen, der der neuen Würde des Landesherren entsprach.

Die Gewölbeformen und Blendbögen im Erdgeschoss bestätigen, dass das Gebäude kein Neubau der achtziger Jahre des 18. Jahrhunderts ist. Der Bau geht auf die Jahre 1768/69 zurück. 1768 beerbte Heinrich XI. Reuß die Ältere Linie Untergreiz und ließ in diesem Zuge eine neue Sommerresidenz errichten. Pläne und Radierungen zeigen, dass es im Greizer Park an der Stelle des heutigen Sommerpalais bereits zuvor ein dreiflügeliges Gebäude gab.

Der für Wissenschaft und Kunst aufgeschlossene, weitgereiste Fürst hatte für den Neubau zunächst einen eher konservativen Entwurf bevorzugt, für den Umbau jedoch entschied er sich für französische Vorbilder und spiegelte damit seine persönliche Vorliebe für die damals international moderne Architektur wider. Damit ist das Sommerpalais ein ungewöhnlich frühes Beispiel für die Rezeption des Louis XVI. und für den Frühklassizismus im mitteldeutschen Raum.

Die Hauptfassade ist gen Süden ausgerichtet. Der Giebel über dem dreiachsigen Mittelrisalit trägt das reußische Wappen mit der Fürstenkrone und ein Spruchband darunter mit dem Motto des Hauses: Maison de belle retraite.

Drei Stufen führen durch das Hauptportal in den Gartensaal. Diese ehemalige Orangerie wurde im 18. und 19. Jahrhundert für Feste, Theateraufführungen und Konzerte genutzt. Heute dient der Saal der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung als Raum für Ausstellungen und Konzerte.

Der Gartensaal ist 36 Meter lang und sieben Meter breit. Seine Decke wird durch zwei Säulen gestützt. Die Stuckierung – zarte Reliefs in geteilten Wandfeldern, in denen abwechselnd Gartengeräte sowie Theaterrequisiten und Musikinstrumente dargestellt sind – stammt aus den Jahren 1782/83.
Dem Portal gegenüber befindet sich ein Kamin, in dessen Feuerstelle eine gusseiserne Platte mit dem reußischen Wappen mit geschlossener Krone und der Jahreszahl 1783 angebracht ist.

Links und rechts des Kamins führen zwei Türen zum eigentlichen Eingangstrakt des Museums und durch das Treppenhaus, einem Einbau aus dem frühen 20. Jahrhundert, in die Beletage. 
Die fürstlichen Repräsentationsräume auf der Südseite bestehen aus dem Festsaal und den durch eine Enfilade verbundenen Kabinetten und Antichambres. Der Festsaal ist um das Mezzaningeschoss erhöht und reich stuckiert. Die daneben liegenden Kabinette sind ebenfalls stuckiert; als Supraporten dienen Girlandenmotive und Puttendarstellungen; (Allegorien der Malerei und der Bildhauerei im westlichen Kabinett; Allegorien von Ackerbau und Viehzucht im östlichen Kabinett). Die gusseisernen Platten in den Feuerstellen der offenen Kamine dieser Räume tragen die Initialen Heinrichs XI., darunter das reußische Wappen und die Jahreszahl 1769.

Auf der Nordseite befinden sich kleinere Räume, darunter das Chinesische Zimmer, das fürstliche Schlafzimmer und der Speisesaal, der heute als Schaubibliothek genutzt wird. Im Mezzaningeschoss, den früheren Wohnräumen der Fürstenfamilie, sind heute die Bibliothek, der Lesesaal und die Restaurierungswerkstatt untergebracht.

Die fürstliche Familie ließ bei ihrem Auszug aus dem Sommerpalais keine Möbel oder anderen Ausstattungsstücke zurück. Die heutige Möblierung der Beletage besteht zum großen Teil aus der ersten Museumsausstattung der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Einige Teile wurden in den frühen neunziger Jahren nachgefertigt.

Das Sommerpalais liegt inmitten des denkmalgeschützten Fürstlich Greizer Parks. Seit 1994 gehört dieses national bedeutsame Denkmalensemble zur Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, die das Gebäude von 2005 bis 2011 grundhaft sanierte.

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